(Antrag wurde nicht über Antragsgrün eingereicht)
Kapitel: | 2. Kapitel: Stadtentwicklung |
---|---|
Antragsteller*in: | Antragskomission (dort beschlossen am: 16.07.2018) |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 17.07.2018, 12:18 |
Kapitel: | 2. Kapitel: Stadtentwicklung |
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Antragsteller*in: | Antragskomission (dort beschlossen am: 16.07.2018) |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 17.07.2018, 12:18 |
Sicht. Die Belange des Klima- und Umweltschutzes spielen in der Erstellung der Pläne kaumallzu oft eine nachgeordnete Rolle, Verbesserungen werden oft erst nachträglich mühsam politisch durchgesetzt. Wir GRÜNE wollen dafür sorgen, dass Klima- und
Kapitel Stadtentwicklung
Die Mannheimer*innen leben gerne in Mannheim, identifizieren sich mit der Stadt
und sind stolz auf sie und ihre mehr als 400-jährige Geschichte. Mit ihrer Lage
an zwei großen Flüssen besitzt Mannheim auch in Zukunft ein hervorragendes
Stadtentwicklungspotential, das es zu nutzen gilt. Nichtsdestotrotz gibt es auch
Probleme und neue Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um ein
lebenswertes Mannheim für die Zukunft sicherzustellen. Wir GRÜNE wollen die
Vorzüge Mannheims und seiner Stadtteile erhalten und sie gleichzeitig nachhaltig
fortentwickeln.
Den öffentlichen Raum lebenswerter gestalten
Unser Ziel ist es, den öffentlichen Raum lebenswert zu erhalten oder
entsprechend zu entwickeln, indem wir Grünflächen erhalten, aufwerten oder neu
entstehen lassen und den motorisierten Individualverkehr (MIV), also PKW,
Motorräder etc., zurückdrängen. Wir GRÜNE wollenneue verkehrsberuhigte oder
autofreie Bereiche schaffen, wie es beispielsweise die Stadt Barcelona mit ihren
Superblocks, einem Zusammenfassen mehrerer Wohnquadrate zu einem Gebiet ohne
Durchgangsverkehr, getan hat. Vor allem in der Innenstadt, aber zunehmend auch
in den Stadtteilzentren sind und werden weiterhin zu viele Flächen versiegelt,
fehlen Bäume und Grünflächen, sind die Menschen geplagt von Hitzestaus im Sommer
und Massen an Autos – fahrenden wie parkenden. Verdichtung als Antwort auf den
Zuzug von Menschen in die Stadt muss an der richtigen Stelle erfolgen,
tendenziell eher durch vertikale Aufstockung als durch Ausbreitung in die
Fläche. Die Folgen für das Kleinklima vor Ort muss bei städtebaulichen Maßnahmen
zum Wohl der Gesundheit der Bevölkerung immer berücksichtigt werden.
Klimaschutz bei der Stadtplanung mitdenken
Wir GRÜNE wollen, dass Klima- und Umweltschutz, Klimaanpassung und die Aspekte
der Umweltgerechtigkeit, also Zugang zu Grün- und Erholungsflächen für alle
Bevölkerungsgruppen, bei Bauplanungen von Anfang an berücksichtigt werden. Die
Stadt erarbeitet Bauvorhaben und Bebauungspläne bisher aus rein bautechnischer
Sicht. Die Belange des Klima- und Umweltschutzes spielen in der Erstellung der
Pläne kaumallzu oft eine nachgeordnete Rolle, Verbesserungen werden oft erst nachträglich mühsam
politisch durchgesetzt. Wir GRÜNE wollen dafür sorgen, dass Klima- und
Umweltschutz von Anfang an mitgedacht werden und hohe Anforderungen im
energetischen Bereich gestellt werden.Insbesondere bei öffentlichen Bauvorhaben
müssen hohe energetische Anforderungen standardmäßig umgesetzt werden. Bei
Bebauungen müssen die Folgen des Klimawandels berücksichtigt werden, der auch
bei uns immer spürbarer wird. Dies hat sich dank des Einsatzes des
Umweltdezernats zuletzt teilweise verbessert, ist aber noch deutlich
ausbaufähig. Wir wollen daher die Grünplanung aus dem Baudezernat herauslösen
und im Umweltdezernat ansiedeln, damit Umwelt- und Grünfragen zukünftig
gleichwertig in Planungen eingehen und nicht länger dem Baubereich untergeordnet
sind.
Soziale Aufwertung von Quartieren
Wir GRÜNE betrachten Stadtentwicklung ganzheitlich. Um die Lebensqualität in
Stadtteilen mit Problemlagen zu verbessern, werden in der Regel bauliche
Maßnahmen angewendet. Bauliche Maßnahmen alleine können aber einen Stadtteil in
der Regel nicht stabilisieren. Wir GRÜNE setzen darauf, dass
Stadtentwicklungsmaßnahmen immer eine Mischung aus baulichen, sozialen,
ökologischen und kulturellen Maßnahmen sind. Das soziale Gefüge im Stadtteil
muss im positiven Sinne stabilisiert und gestärkt werden, um eine die
Lebensqualität verbessernde Entwicklung zu ermöglichen. Gerade auch Konzepte wie
Quartiermanagement sind hierbei hilfreich. Vielfältige und sozial durchmischte
Bevölkerungsstrukturen in den Stadtteilen sind unser Ziel. In Mannheim gibt es
einige Stadtteile und Quartiere mit besonders hohen sozialen Problemlagen, wie
z.B. die Neckarstadt-West, der Luzenberg oder die Hochstätt. In der Neckarstadt-
West ist bereits ein Prozess zur Stadtteilentwicklung angestoßen. Dieser muss
durch entsprechende Ressourcen unterstützt werden. Ähnliche Prozesse wollen wir
auch in anderen Stadtteilen mit hohen sozialen Problemlagen in den kommenden
Jahren umsetzen.
Zentren und zentrale Plätze aufwerten
Wir GRÜNE setzen auf das Mittel von urbanen Interventionen, bei denen die
Stadtteilakteur*innen, oft unterstützt durch fachliche Expertise, zeitlich
begrenzt den öffentlichen Raum umgestalten und so Veränderungen testen. Die
Erfahrungen anderer Städte zeigen, wie positiv diese Veränderungen angenommen
werden und dadurch Stadtentwicklungsprozesse vorangebracht werden. Die
Stadtteilzentren und zentralen Plätze haben eine besondere Bedeutung für die
Stadtteile. Die lokalen Geschäfte kommen durch großflächigen Einzelhandel im
Außenbereich ebenso verstärkt unter Druck wie durch den Online-Handel. In den
letzten zehn Jahren sind allein sieben kleinere Zentren in Mannheim verloren
gegangen. Wir GRÜNE wollen eine fußläufige Versorgung der Bevölkerung in allen
Stadtteilen absichern. Daher setzen wir auf eine konsequente Umsetzung des
Zentrenkonzepts, eine Planungsgrundlage, die eine Ansiedlung von
Lebensmitteleinzelhandel außerhalb der Zentren verbietet. Das Zentrenkonzept
muss ohne Ausnahme umgesetzt werden. Neben einer Stärkung des Einzelhandels ist
die Aufwertung der zentralen Plätze in den Stadtteilen wichtig, damit sich die
Menschen dort wohlfühlen. Wir wollen die Aufenthaltsqualität steigern, Plätze
erneuern, umgestalten und begrünen sowie eine Verkehrsberuhigung ermöglichen.
Lieferverkehre aus der Innenstadt halten
Die Mannheimer Innenstadt, die Fußgängerzonen und die Bewohnerschaft der
Innenstadt ersticken zunehmend im Autoverkehr. Einen erheblichen Teil trägt auch
der immer weiter steigende Lieferverkehr für den Einzelhandel bei. Wir GRÜNE
wollen mittels eines innenstadtnahen Verteilzentrums, in dem Güter ladengenau
auf Elektrofahrzeuge und Lastenräder umgeschlagen werden, die Belieferung der
Fußgängerzonen verändern. Der bisherige Lieferverkehr wird mittels Pollern
ausgeschlossen. Diese verstellbaren Poller können auch schon kurzfristig
Lieferverkehr außerhalb der zugelassenen Zeitfenster verhindern. Darüber hinaus
wollen wir die Innenstadt insgesamt verkehrsberuhigen, den Plankenausbau in den
Nebenstraßen vollenden und den Menschen den öffentlichen Raum zurückgeben, wie
es beim erfolgreichen Monnem-Bike-Wochenende exemplarisch gelebt wurde.
Schloss und westliche Unterstadt verbinden
Wir GRÜNE wollen den zukünftigen Ausbau der Universität nördlich der
Bismarckstraße nutzen, um eine bessere räumliche Anbindung des Schlossareals an
die westliche Oberstadt zu erreichen. Für die zukünftige Mischung von bisherigen
Einwohner*innen sowie dem zusätzlichen Lehrpersonal und den Studierenden im
Quartier bedarf es einer verbesserten Anbindung an den ÖPNV und eine
Weiterentwicklung des Grünbereichs in diesem Stadtviertel. Wir unterstützen die
Aufwertung des Friedrichsparks. Wir GRÜNE wollen den sogenannten Fly-Over
entfernen, den Park zur Stadt hin öffnen und in die zusätzlichen Flächen für
mehr Grün nutzen. Ebenso wollen wir die attraktive Anbindung des Parks an den
Rhein herstellen. Ähnliche Pläne haben wir auch für den Bildungscampus in
Neckarau: hier wollen wir ein Konzept mit ausreichend Freiräumen und Grünflächen
umsetzen.
Lage an zwei Flüssen nutzen
Mannheim als Hafenstadt an zwei Flüssen nutzt ihre Potenziale nicht aus. Während
Ludwigshafen beliebte Wohn- und Freizeiträume am Rhein anbietet, werden
Hafengebiet und Flussufer in Mannheim noch immer kaum für die Stadtentwicklung
genutzt. Wir wollen den Hafen als wichtigen Wirtschaftsstandort erhalten und
gleichzeitig zusammen mit der Hafengesellschaft neue Entwicklungschancen nutzen,
wenn sich bei dieser in den nächsten Jahren Änderungen ergeben. Wir GRÜNE wollen
in den nächsten Jahren die Öffnung der Stadt hin zu Rhein und Neckar
voranbringen, beginnend mit dem Cahn-Garnier-Ufer, bei dem wir die Straße
zurückbauen und den Hans-Böckler-Platz an das Neckarufer anbinden wollen. Ebenso
wollen wir den Zugang zum Neckar vom Alten Messplatz gestalten. Am Rhein wollen
wir den Schlosspark aufwerten und als durchgängigen Park am Fluss vom Lindenhof
bis zum Jungbusch erlebbar machen.
Neue Wohnquartiere zukunftsorientiert planen
Mit den Konversionsflächen hat Mannheim zukünftige neue Flächen und Stadtteile
gewonnen. Wohngebiete und Stadtteile wurden bisher zu sehr nach altbekannten
Konzepten entwickelt. Hier verschenkt die Stadt große Chancen. Wir GRÜNE wollen,
dass die Konversionsflächen zukunftsorientiert gestaltet werden, insbesondere
bezüglich energetischer Vorgaben und dem Mobilitätsangebot. Von Anfang an muss
in neuen Stadtteilen nachhaltige Mobilität, insbesondere ein ÖPNV-Angebot in
enger Taktung, sichergestellt werden, damit die Menschen weniger das eigene Auto
nutzen und mittels ÖPNV und Carsharing gut mobil sein können. So kann dann auch
die Anzahl der Stellplätze reduziert und der hochwertigere öffentliche Raum
gewonnen werden. Maßnahmen der Klimaanpassung und der Freiraumgestaltung müssen
ebenso zum Wohle der Einwohner*innen von Beginn an in die Planung integriert
werden.
Stadteingänge aufwerten
Der zentrale Stadteingang in Mannheim ist der Hauptbahnhof. Dessen Vorplatz ist
kein Aushängezeichen für die Stadt. Wir GRÜNE wollen die Umgestaltung des Willy-
Brand-Platzes noch vor der BUGA 2023 angehen, wenn Hunderttausende zusätzliche
Gäste dort ankommen. Wir wollen den Kaiserring zügig zu einem Boulevard umbauen,
der Raum zum Flanieren gibt sowie die Lücke im Radwegenetz schließt. Die
Konversion hat auch den Stadteingang im Nordosten von der A6/A67 kommend wieder
in den Blickwinkel gerückt. Ein echter Stadteingang ist nicht zu erkennen. Die
B38 führt quasi als Stadtautobahn bis in die Neckarstadt. Sie hat eine hohe
Trennwirkung zwischen den Stadtteilen und wirkt wenig ansprechend. Wir GRÜNE
unterstützen den Umbau der B38 von einer Stadtautobahn zu einer Stadtstraße. Wir
wollen Tempo 50 einrichten, Lärm und Abgasbelastungen reduzieren, neue Flächen
durch Spurreduzierung gewinnen und ansprechende Quartiere entlang der B38
schaffen. Wir wollen einen sichtbaren Stadteingang im Nordosten schaffen als
sichtbares Zeichen für ankommende Besucher*innen. Für eine gute Verbindung von
Franklin und der Vogelstang braucht es einen ausreichend dimensionierten Steg
für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.
Begrünung statt weiterer Verdichtung in hochverdichteten Quartieren
Die Konversion alleine reicht nicht aus, um zukünftige Bedarfe an Wohnraum zu
decken. Auch Innenentwicklung ist notwendig. Der Leitsatz "Innenentwicklung vor
Außenentwicklung" ist grundsätzlich richtig, allerdings zeigt sich, dass
Innenverdichtung in bereits hoch verdichteten Quartieren wie der Innenstadt,
Schwetzingerstadt und Neckarstadt Grenzen hat. Eine weitere Verdichtung führt zu
noch höheren Temperaturen im Sommer und mindert die Lebensqualität in diesen
Stadtteilen. Wir GRÜNE wollen daher ein differenziertes Vorgehen durchsetzen.
Die verdichteten innerstädtischen Bereiche wollen wir vor Nachverdichtung
abgesehen von einzelnen Aufstockungen schützen und stattdessen Flächen
entsiegeln, Dächer und Fassaden begrünen sowie Grünflächen aufwerten.
Innenentwicklung wollen wir bei Stadtteilen im Grünen umsetzen, wie z.B. in
Friedrichsfeld. Statt großflächig landwirtschaftlich genutzte Flächen zu
bebauen, wollen wir gezielt Baulücken nutzen, bereits bebaute Gelände umnutzen
und gegebenenfalls Gebäude aufstocken. Bei der Schaffung von zusätzlichem
Wohnraum werden wir darauf achten, dass dabei auf nachhaltige Mobilität gesetzt
wird. Mehr parkende Autos vertragen weder die Kernstadt noch die Vororte. Zur
Reduzierung der Parkflächen im öffentlichen Raum können Quartiersgaragen in
Einzelfällen eine Alternative sein.
(Antrag wurde nicht über Antragsgrün eingereicht)
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